Symptome

Muskelschwäche bei Myasthenia gravis

Die Muskelschwäche bei Myasthenia gravis beginnt meist im Bereich der Augen, kann aber anschließend auch andere Körperbereiche betreffen. Sie kann stark schwanken und individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Die Erkrankung ist zwar nicht heilbar, kann aber mit wirksamen Therapieoptionen mittlerweile meist gut behandelt werden.

Am Beginn der Myasthenia gravis stehen meist hängende Augenlider und Doppelbilder

Die Muskelschwäche bei Myasthenia gravis wird in der Fachsprache als Myasthenie bezeichnet. Sie beginnt typischerweise mit Doppelbildern bzw. einem Hängen der Augenlider, der sogenannten Ptosis, die ein- oder auch beidseitig auftreten kann. Die Beschwerden nehmen bei körperlicher Belastung zu und sind in den Abendstunden häufig stärker ausgeprägt als am Morgen. Bei etwa fünf von 100 Patienten bleibt die Erkrankung als sogenannte okuläre Myasthenie auf die Augenmuskulatur beschränkt, bei allen anderen betrifft sie im Laufe der ersten Erkrankungsjahre auch andere Körperregionen; es kommt zu einer sogenannten generalisierten Myasthenia gravis.

Muskelschwäche kann unterschiedlich ausgeprägt sein

In manchen Fällen ist eine Störung des Sprechens, Kauens und Schluckens das erste Anzeichen der Myasthenia gravis. Gelegentlich leiden Betroffene bereits bei Erkrankungsbeginn an einer Schwäche der Arme und Beine. Treppensteigen oder das Aufrichten fallen dann zunehmend schwer. Manche Betroffene mit Myasthenia gravis bemerken auch eine Schwäche der Muskeln, die den Kopf halten. Sind die Muskeln des Gesichts betroffen, verändert sich zudem die Mimik. Die Patienten können dann traurig oder müde wirken, das Lachen erscheint unnatürlich.

Die Ausprägung der Myasthenie-Symptome ist individuell unterschiedlich und auch bei ein und demselben Patienten kann die Muskelkraft deutlich schwanken. Während manche Betroffene vergleichsweise leichte Symptome aufweisen und über Jahre einen stabilen Krankheitsverlauf zeigen, schreitet die Muskelschwäche bei anderen über wenige Wochen oder sogar Tage rasch fort und kann bedrohliche Ausmaße annehmen. Die Schwäche kann sich wieder zurückbilden, um später erneut zuzunehmen. Bei anderen Patienten kommt es wiederum zu einer allmählich fortschreitenden Verminderung der Muskelkraft.

Okuläre Myasthenia gravis

  • Doppelbilder
  • Hängende Augenlider (ein- oder beidseitig)

Generalisierte Myasthenia gravis

  • Schwäche von Armen, Beinen, Kopfhalteschwäche, Rumpfmuskulatur
  • Schwierigkeiten beim Kauen, Sprechen, Schlucken
  • Schwäche der Gesichtsmuskulatur mit veränderter Mimik

Myasthenia gravis und Fatigue

Viele Betroffene von Myasthenia gravis leiden zusätzlich zu ihren körperlichen Beschwerden unter einer sogenannten Fatigue. Übersetzt bedeutet Fatigue Müdigkeit. Die Fatigue bei Myasthenia gravis ist allerdings viel mehr als eine bloße Müdigkeit. Betroffene  fühlen sich energielos, apathisch, haben ein erhöhtes Schlafbedürfnis und leiden unter Konzentrationsproblemen. Manche Patienten fühlen sich zusätzlich niedergeschlagen, reizbar oder ängstlich.

Bestimmte Arzneimittel können eine Myasthenie verstärken

Einige Medikamente können die Übertragung von Nervenimpulsen auf den Muskel bei Myasthenia gravis zusätzlich beeinträchtigen. Das trifft auf bestimmte Antibiotika, Beruhigungsmittel aber auch auf manche Herzmedikamente zu.

Auch bestimmte Impfungen können die Beschwerden bei Myasthenia gravis beeinflussen. Es wird empfohlen, sich bei der Auswahl der Impfungen an den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO)1 zu orientieren. 

Wird eine medikamentöse Therapie oder Impfung angedacht, kann ein in der Myasthenie-Therapie erfahrener Arzt bei der Entscheidung unterstützen.

Wirkstoffe, vor deren Anwendung ein in der Myasthenie-Therapie erfahrener Arzt zu Rate gezogen werden sollten: 

  • Antibiotika (u. a. Telithromycin, Erythromycin, Azithromycin, Clarithromycin, Ciprofloxacin, Levofloxacin, Norfloxacin, Gentamycin, Neomycin, Tobramycin)

  • Botulinumtoxin

  • Chinin

  • Magnesium

  • Checkpoint-Inhibitoren (u. a. Pembrolizumab, Nivolumab, Atezolizumab, Avelumab, Durvalumab, Ipilimumab) 

  • D-Penicillamin

  • Glukokortikoide

  • Betablocker

  • Procainamid

  • Statine

  • Deferoxamin

  • Jodhaltige Kontrastmittel

Therapieziel: weitgehende Beschwerdefreiheit

Ziel der Therapie bei Myasthenia gravis ist es, eine weitgehende Beschwerdefreiheit bei guter Verträglichkeit der Therapie zu erreichen. Wenn du dich durch deine Erkrankung oder die Behandlung in deinem Alltag eingeschränkt fühlst, sprich deinen Arzt darauf an. Er wird dich beraten, ob eine Therapieumstellung sinnvoll sein kann.

Nutze den MG-ADL Fragebogen zur Erfassung Deiner Symptome

Die MG-ADL-Skala kann dir helfen, deine Symptome regelmäßig zu erfassen und zu beobachten, was dir bei deinen Gesprächen mit deinem Arzt helfen kann.

1. Robert-Koch-Institut (RKI). Epid Bull 2022; 4: 1-67.