Alltag mit MG

Wenn Kauen zur Kraft­­an­streng­ung wird

Dr. Stefanie Meyer ist Assistenzärztin für Neurologie und betreut in der neurologischen Klinik regelmäßig Menschen mit Myasthenia Gravis. Sie beschreibt, warum Kau- und Schluckprobleme bei Betroffenen auftreten können und welche Rolle Ernährung und Kommunikation in der Behandlung dieser Symptome spielen.

Für viele Patienten mit Myasthenia Gravis können alltägliche Dinge wie Sprechen, Kauen oder Schlucken eine besondere Herausforderung darstellen. Gerade bei längeren Mahlzeiten oder Gesprächen kann sich die rasche Erschöpfbarkeit der Muskulatur bemerkbar machen.

„Das heißt, möglicherweise funktioniert die erste Bewegung gut, die zweite auch noch und dann wird es sukzessive immer schwieriger.“

In ihrer Arbeit in der neurologischen Klinik begegnet Dr. Stefanie Meyer diesen Themen immer wieder. Sie erklärt, warum die Muskulatur bei MG besonders schnell erschöpft und welche Risiken das im Alltag mit sich bringt, wie etwa das Verschlucken oder eine zu geringe Nährstoffaufnahme.

Im Gespräch mit den Patienten ist ihr Offenheit besonders wichtig. Denn nur wenn Beschwerden angesprochen werden, können Patienten passende Unterstützung erhalten – sei es in Form von Medikation, Logopädie oder Ernährungsberatung. Neben den körperlichen Symptomen dürfen auch psychosoziale Aspekte wie Scham oder Rückzug aus sozialen Situationen nicht unterschätzt werden – psychologische Beratung oder der Austausch mit anderen Betroffenen kann hier entlastend wirken.

„Nur wenn die Patienten den Ärzten rückmelden, was ihre Probleme sind, kann man gute Lösungen finden.“

Dr. Stefanie Meyer betont, dass jede Behandlung individuell ist und dass der gemeinsamen Austausch zwischen Patient und Behandler ein zentraler Bestandteil ist, um eine für den Patienten passende Versorgung zu finden.

Myasthenie behandeln heißt auch: Ernährung mitdenken

Dr. Stefanie Glaubitz ist Fachärztin für Neurologie und betreut Menschen mit Myasthenia Gravis in akuten Krisen ebenso wie in der langfristigen Versorgung. Sie spricht über die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung und darüber, wie Patienten ihren Alltag bewusst mitgestalten können – etwa durch angepasste Essgewohnheiten, regelmäßige Bewegung und das frühzeitige Erkennen eigener Belastungsgrenzen.

Viele Patienten mit Myasthenia Gravis erleben im Laufe ihrer Erkrankung Herausforderungen rund um das Thema Ernährung. Schwierigkeiten beim Kauen oder Schlucken können den Genuss von Mahlzeiten einschränken. Auch Appetitlosigkeit in Phasen körperlicher Schwäche oder ein veränderter Energiebedarf können eine ausgewogene Ernährung erschweren. Dr. Stefanie Glaubitz begegnet diesen Situationen regelmäßig, sowohl auf der Intensivstation als auch in der ambulanten Versorgung.

„Die Rolle der Ernährung spielt meiner Meinung nach noch eine viel zu kleine Rolle.“

Sie schildert, worauf Patienten im Alltag achten können, etwa bei Appetitlosigkeit, Schluckbeschwerden oder der Einnahme von Medikamenten. Kleine, kraftsparende Mahlzeiten sind oft sinnvoll, Extremdiäten hingegen nicht empfehlenswert.

Wenn das Schlucken schwerfällt, kann Logopädie gezielt unterstützen. Dabei werden gemeinsam mit den Patienten individuell angepasste Techniken entwickelt, die das Essen erleichtern und das Risiko des Verschluckens verringern.

Besonders wichtig ist Dr. Stefanie Glaubitz, dass Ernährung alltagstauglich bleibt: möglichst unkompliziert, an persönliche Vorlieben angepasst und gut in den Tagesablauf integrierbar.

„Es ist wichtig, Patienten etwas an die Hand zu geben, dass ihnen hilft, im Alltag auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten.“

Ernährung soll dabei nicht nur funktionieren, sondern auch Freude machen. Dafür brauche es individuelle Strategien, offene Gespräche mit dem Behandlungsteam und den Austausch mit anderen Betroffenen.

MED-DE-NON-2500030 V1 / Mai 2025